Was sind frühkindliche Reflexe?

Frühkindliche Reflexe


Für unsere Entwicklung sind die frühkindlichen Reflexe äußerst wichtig, da sie für eine bestimmte Zeit wichtige Aufgaben zu erfüllen haben.

Ein Kind bewegt sich in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Laufe des ersten Lebensjahres nur aufgrund frühkindlicher Reflexe. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist es ein hilfloses Wesen, das ganz unkoordinierte Bewegungen macht. Im Laufe des ersten Lebensjahres entwickelt sich das hilflose Wesen zu einem aktiven Kleinkind, das sitzen, stehen und gehen kann, das seinen schweren Kopf halten und sich nach allen Richtungen bewegen kann. Ein Kind macht im ersten Lebensjahr sozusagen die „Evolution“ noch einmal durch. Die  frühkindlichen Reflexe spielen hier eine entscheidende Rolle. Hat ein Reflex seine Aufgabe erfüllt, wird er in der Regel gehemmt, d.h. er ist dann in Restreaktionen nicht mehr vorhanden!

Brigitte Ohde-Seidel, Gehirnevolution
Gleichzeitig mit der motorischen Entwicklung findet auch die Gehirnentwicklung statt. Mit jedem Entwicklungsschritt, mit jeder Bewegung entwickelt sich auch das neuronale Netzwerk im Gehirn.
Das heißt, die einzelnen Gehirnareale werden miteinander verknüpft, sodass irgendwann die „Neuromotorische Reife“ erreicht wird, 
was die Voraussetzung schafft für Lernen und Verhalten.
 
Probleme tauchen dann aber mit Sicherheit auf, wenn die Reflexe ihre Aufgabe zwar erfüllt haben, aber im Laufe der Körperentwicklung nicht integriert worden sind. 
Brigitte Ohde-Seidel - Gehirn

Ursachen, warum frühkindliche Reflexe nicht integrieren, können sein:

Eine Frühgeburt oder ein Kaiserschnitt kann Ursache dafür sein, dass ein Reflex nicht vollständig entwickelt ist. Die fehlende Stimulation vor und nach der Geburt kann dazu führen, dass sich die neuromotorische Entwicklung und damit die Reifung des Gehirns verzögert.
 
Auch wenn Ihr Kind bestimmte Entwicklungsschritte nicht oder nur kurz durchlaufen hat, kann dies ein Grund sein dafür, dass Reflexe nicht integrieren. Hat Ihr Kind z.B. das Krabbeln ausgelassen, spricht das für einen nicht gehemmten STNR (Symmetrisch Tonischen Nackenreflex).
 
Dann tritt der Fall ein, dass diese nicht integrierten Reflexe willentlich unter Kontrolle gehalten zu werden. Dies benötigt dann sehr viel Energie, die dann für die kognitiven Leistungen nicht mehr zur Verfügung steht.

Interessant!

 

Hat Ihr Kind Probleme mit dem Lesen oder Schreiben oder auch mit Legasthenie, spielen 2 Reflexe eine große Rolle.
 
Bei etwa 75 % der Kinder mit Problemen mit Legasthenie ist der Symmetrisch Tonische Nackenreflex noch aktiv!
 
Bei 100 % der Kinder mit Problemen mit Legasthenie ist der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex noch nicht integriert!